Southbrass – von Südtirol bis auf die großen Festivalbühnen

Traditionelle Blasmusik ist in und um die Alpen herum weit verbreitet – allein in Südtirol gibt es 211 Blaskapellen mit fast zehntausend Mitgliedern. Die Band Southbrass hat zwar nur sieben, aber dafür einiges mehr zu bieten als traditionelle Stücke: Viele Eigenkompositionen, moderne Arrangements und einen Altersdurchschnitt, der die meisten Blaskapellen vor Neid erblassen lässt.

Eigentlich könnten Southbrass in diesem Jahr Jubiläum feiern. Vor fünf Jahren gründete sich das Septett, das auch mit einer für eine Blasmusikgruppe etwas ungewöhnlichen Besetzung aufwartet – denn es besteht nicht nur aus Bläsern, sondern hat auch einen Schlagzeuger dabei. Drei Trompeter, zwei am Tenorhorn und Bariton, ein Tubist und ein Schlagzeuger sind es insgesamt. Was für viele überraschend ist: Der Altersdurchschnitt von Southbrass liegt gerade einmal bei etwa 21 Jahren. „Als wir 2016 angefangen haben, waren die meisten von uns noch in der Oberschule“, erinnert sich Philipp Cottini, einer der Baritonspieler des Ensembles. „Der jüngste hatte sie sogar noch vor sich.“ Mittlerweile ist das Küken der Gruppe, Jonas Wilhalm am Flügelhorn, 19 Jahre alt. Natürlich hat sich nicht nur das Alter, sondern auch das Leben der sieben in den Jahren ihrer Bandgeschichte massiv verändert – nach dem Schulabschluss geht es schließlich darum, seinen Weg und auch einen Beruf zu finden. „Wir sind viel unterwegs, ich habe zum Beispiel in Innsbruck studiert. Unser Tubist Markus Oberrauch studiert seit zwei Jahren in Wien, andere sind zum Beispiel in Basel gelandet“, berichtet Cottini. Aber nicht alle haben Musik studiert, erklärt er. „Zwei von uns sind Hofbesitzer in Südtirol, einer ist Maschinenbauer. Das ist ein ganz guter Mix.“ Trotz der doch recht verstreuten Studien- und Lebensorte finden sie sich regelmäßig zu Probenterminen zusammen. „Gerade im Sommer haben die Studenten ja Sommerpause, oder wir fahren übers Wochenende in die Heimat.“ Diejenigen von ihnen, die bereits arbeiten, seien glücklicherweise in Jobs, die sich zeitlich gut mit der Musik arrangieren lassen. „Wir opfern viel Zeit für die Musik. Manchmal muss man freitags schon morgens losfahren, um rechtzeitig zu einem Gig zu kommen“, erklärt Cottini. „Da haben wir schon Glück, dass wir uns da alle auch mal anpassen können.“

Die Heimat ist ihnen allen sehr wichtig – für ihr aktuelles Album haben sie beispielsweise einige Musikvideos beim Kampideller Hof mit idyllischem Ausblick auf den Schlern gedreht, andere sind bei der Seiser Alm in derselben Gegend entstanden. Auch die Traditionen ihrer Heimat, wie die traditionelle Blasmusik, gehören für sie dazu. „Ich spiele sehr gern traditionelle Stücke“, bekennt sich Cottini. „Man kann da so viel Emotionen reinstecken.“ Sie treten auch in Lederhosen auf und haben eigene Westen mit ihrem Logo – so, wie sich das gehört. Doch sollte man die moderne Komponente nicht unterschätzen: „Die Mischung machts! Dann kann man richtig schön in der Musik aufgehen.“ Modern ist in diesem Fall alles, was sie arrangieren oder komponieren wollen – von Jazz über ein AC/DC-Medley, das gerade live sehr gut ankommt, bis hin zu Blues und mittlerweile auch vielen eigenen Kompositionen. Auf die Frage, ob es Genres gebe, mit denen sie gar nichts anfangen könnten, kann Cottini nichts nennen: „Wir haben auch schon in einem Konzert mit einer klassischen Fanfare angefangen, da sind wir komplett frei. Ich wüsste gerade nichts, was jeder von uns kategorisch ablehnt.“

Ein absolutes Highlight für Southbrass war das Jahr 2018. Damals war die Band gerade einmal zwei Jahre alt und bewarb sich für den Grand Prix der Blasmusik. Nach einem ersten Vorentscheid in Südtirol, den sie für sich entscheiden konnten, ging es ins Finale: in den Big-Box-Konzertsaal im Allgäu. „Wir hatten uns vorher von erfahrenen Musikern Feedback geben lassen und selbst viel geprobt, waren also gut vorbereitet“, erinnert sich Cottini. „Wir hatten ein cooles Programm und wollten einfach Gas geben! Dass Südtirol bei dem Wettbewerb eigentlich noch nie vertreten war, hat uns zusätzlich motiviert.“ Das Unerwartete geschieht:

Southbrass gewinnt den Grand Prix der Blasmusik und setzt sich gegen Gruppen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich durch. „Wir hätten das nie gedacht! Das war ein unglaubliches Erlebnis“, erinnert sich Cottini. Danach ging alles Schlag auf Schlag. Die Siegerprämie war nicht nur, dass sie neue Instrumente erhielten, sondern auch, dass sie eine CD aufnehmen durften. „Wir haben dafür noch schnell ein paar eigene Kompositionen geschrieben, auch eine von Sebastian Höglauer war dabei“, erinnert sich Cottini. „Da waren auch viele Arrangements drauf, die wir zum Glück schon kannten. Das ging unglaublich schnell.“ Die erste CD mit dem Namen „Lucky Life“ war schon im Sommer 2019 erhältlich, ein knappes halbes Jahr nach dem Sieg im Wettbewerb. Damit ging die Beliebtheit und Bekanntheit von Southbrass noch weiter nach oben. Ein wichtiger Indikator dafür sind vor allem Fans und das Publikum. „Man merkt, wie gern die Leute die Stücke mögen, wenn sie sich unsere eigenen Kompositionen bei einem Konzert wünschen“, findet Cottini. „Das fühlt sich auch einfach klasse an.“ Der Aufstieg ging immer weiter. 2019 spielte Southbrass auf dem Woodstock der Blasmusik, für 2020 waren noch wesentlich mehr Auftritte auf Festivals geplant. „Die werden wir hoffentlich nachholen können“, hofft Cottini. „Ich liebe Festivals, auch als Gast. Die Leute kommen zum Feiern, aber sie sind alle auch durch und durch musikbegeistert.“

Im August 2021 kam jetzt Album Nummer zwei heraus. Das Besondere: Auf „Darum Blasmusik!“ sind fast nur Stücke zu finden, die von Southbrass selbst geschrieben wurden, erzählt Cottini. „Ich glaube, jeder von uns hat an irgendeinem Stück mitgearbeitet.“ Eine Komposition kam, wie schon im letzten Album, von Sebastian Höglauer, zwei wurden von Stefan und Martin Hutter verfasst. „Das hatten wir uns so vorgenommen, wir wollten etwas riskieren und etwas Neues für uns probieren“, berichtet Cottini. Hutter Music, der Familienverlag von Ernst Hutter und seinen Kindern, kam dabei auf Southbrass zu. Ernst Hutter hatte bereits beim Grand Prix der Blasmusik in der Jury gesessen und kannte die Band also fast von Anfang an. „Für uns war das eine unglaublich intensive Erfahrung“, erzählt Cottini. „In den letzten Monaten haben wir so viel Neues gelernt, gerade auch durch die Zusammenarbeit mit so erfahrenen Musikern. Das war extrem wertvoll für uns alle.“ Während den Aufnahmen und der Vorbereitung des Albums gab es allerdings dank der Corona-Pandemie einige Dinge, auf die Southbrass achten musste: In Italien galten 2020 wesentlich strengere Corona-Regeln als in Deutschland. „Wir durften in Südtirol teilweise das Haus nicht verlassen“, berichtet Cottini. „In der Schweiz war das lockerer, deshalb haben wir für ein Wochenende mal hinter der Grenze geprobt.“ Doch hatte der Lockdown auch Vorteile. So konnten sich die sieben die Zeit nehmen, um die eigenen Kompositionen in Ruhe fertigzustellen. Nach zwei Verschiebungen konnten sie ihr Album dann im dritten Anlauf in Deutschland in den Bauer Studios aufnehmen. Dass in diesem Sommer auch wieder Konzerte möglich waren, war für Southbrass ein Segen: „Das erste Konzert war etwas komisch. Aber ich war richtig froh, wir haben da während des Spielens eine eigene Energie gespürt“, erzählt Cottini. „Ich bin noch dankbarer als sonst, dass ich Blasmusik spielen darf und kann.“ In den nächsten Jahren möchten sie vor allem eines nicht: Stillstand. „Wir werden in den nächsten Jahren definitiv immer wieder etwas machen, auf Festivals spielen, Konzerte geben und Alben aufnehmen“, findet Cottini. „Wir sind jetzt erst fünf Jahre zusammen – das war nur der Anfang!“

Mehr Informationen zu Southbrass gibt es auf www.southbrass.com .

Die Band ist auch auf Facebook und Instagram. Das neue Album „Darum Blasmusik!“ ist bei Hutter Music erschienen und auf allen Streamingplattformen sowie www.huttermusic.com erhältlich.

blasmusik Ausgabe 10-2021 | Autor: Monika Müller
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