Nicht noch ein YouTube-Video!

Ja, Corona nervt uns alle. Wir sind die AHA-Regeln leid, wir sind es leid, jeden Tag die aktuellen Inzidenzen nachlesen zu müssen, um zu wissen, was in unserem Landkreis geht und was nicht. Ja, wir wissen, dass es notwendig ist, um die Zahlen noch weiter zu drücken und schrittweise wieder in das „normale“ Leben zurückzukehren. Ja, wir haben teilweise fast ein Jahr nicht mehr miteinander im Verein musiziert. Wir sehen uns – wenn überhaupt – nur über Zoom oder Teams, und die meisten Instrumente haben eingetrocknete Ventile; es mangelt zunehmend an Motivation, im stillen Kämmerlein alleine zu proben. Was kann helfen? „Nicht noch ein YouTube-Vereinsvideo!“ werdet Ihr schreien. Und doch: Es hilft. Und es kann richtig gut werden.

Vereinsvideos kursieren nicht erst seit der Pandemie auf YouTube und anderswo. Zuerst waren da diese Challenges. Musikverein X fordert Musikverein Y dazu auf, ein Video von sich in Facebook zu posten, irgendwas mit Wasser oder so. Ansonsten kostet es einen Kasten Bier. Damals waren wir noch alle zusammen. Da konnten wir uns bei Beatrix am Pool oder an der Hauptstraße, am Brunnen oder im offenen Freibad treffen. Instrumente raus, Spaß haben, fertig. Seit etwas mehr als einem Jahr ist alles anders, gespickt mit einer kleinen Unterbrechung letzten Sommer dank ausgefeilter Hygienekonzepte, als alle dachten oder hofften, wir hätten Corona hinter uns und könnten bald wieder in den normalen Probenbetrieb einsteigen. Dann der erneute Lockdown im November. Denkste.

Spätestens seit Corona haben wir alle schon diese You-Tube-Videos gesehen oder auch dabei mitgewirkt: Die Musiker:innen spielen bei sich zu Hause ein Stück ein, jemand fügt es zu einem großen Ganzen zusammen und fertig ist das Video. Stopp – so schnell geht das nicht. Da steckt ganz schön Arbeit dahinter – und trotz der 81.789 Videos, die im Internet kursieren: Ja, es kann richtig Spaß machen. Und ja: Es kann richtig gut werden. Wie beim Musikverein Heimbach mit ihrem Lockdown-Groove.

Ein weiteres Video – aber dieses Mal etwas Besonderes, etwas Eigenes

Angeregt durch entsprechende Videos anderer Vereine hat der Musikverein Heimbach bereits Ende des letzten Jahres ein entsprechendes Video gemacht – allerdings mit einem bestehenden Stück aus seinem Repertoire, von dem jeder die Noten bei sich zu Hause hatte und zu dem es im Internet ein Playback zum Download gab. Diese Premiere klappte recht gut, und alle hatten ihren Spaß dabei.

Mit Frank Steiner, Trompeter und der Webseitenbetreuer im Verein, hatten sie dank seiner Tätigkeit als Komponist, Arrangeur und Musikproduzent den richtigen Mann an ihrer Seite mit entsprechenden Vorkenntnissen und technischen Voraussetzungen. Auf Bitte der Vorstandschaft entstand schließlich die Idee, ein weiteres Video zu produzieren – es sollte aber dieses Mal etwas Besonderes sein, eben etwas Eigenes. Bei dem Lockdown-Groove handelt es sich um eine Eigenkomposition. Inspiriert von einem Video, das die beiden jüngsten Musiker im Verein mit ihrem Schlagzeuglehrer in den Vereinschat gestellt hatten, komponierte Frank Steiner unter Verwendung ihrer Rhythmusspur ein Stück und arrangierte die anderen Instrumente des Vereins dazu. Mithilfe seiner virtuellen Klangerzeuger erstellte er ein Playback, welches er dann seinem Vereinskollegium vorstellte. Da das Stück allgemeinen Anklang fand, nahm die Sache ihren Lauf. Später kam dann noch die Idee, auch andere Musiker:innen außerhalb des Vereins mit einzubinden, ebenso wie die Sänger:innen aus Heimbach und Umgebung. Der Text – „Wir vermissen uns!“ – lag – Corona sei Dank – recht nahe, und so schrieb Steiner für alle Noten, stellte ihnen ein Playback zur Verfügung, zu dem sie ihre Stimme einspielten bzw. einsangen und sich dabei mit dem Smartphone aufnahmen. Nach und nach wurden alle Videos eingesendet, und die Produktion der Tonaufnahme und des Videos konnte beginnen …

Die Hoffnung auf baldige Live-Auftritte wächst

Der Lockdown-Groove ist ein Paradebeispiel dafür, mit welcher Kreativität die Vereine arbeiten, um auch in Pandemiezeiten nicht das Miteinander zu verlieren. Der Musikverein Heimbach hat in dieser Hinsicht zunächst einmal nichts Neues geplant: So groß die Freude an der Produktion und an der positiven Resonanz auch war bzw. ist, die Hoffnung ist da, den Lockdown-Groove – hoffentlich mit freudigerem Text – irgendwann in absehbarer Zeit auch mal live aufführen zu können! Es sind alle eingeladen, ihre Version des Lockdown-Grooves zu erstellen. Die Noten dafür gibt es im Notenshop von BlasmusiX, unter blasmusix.de .

Noch ein YouTube-Video? Aber bitte doch! Ganz viel davon, bis wir uns endlich wiedersehen.

Hier geht’s zum Lockdown-Groove des Musikvereins Heimbach: www.mv-heimbach.de
Dort ist das Video direkt auf der Startseite zu sehen.

Oder auf YouTube anschauen/anhören: https://www.youtube.com/watch?v=0H9GvqxC4EQ

Die Noten für Blasorchester gibt es hier: blasmusix.de

blasmusik Ausgabe 01-2021 | Autor: Anette Weigold
Zum digitalen Kiosk geht es hier: epaper.blasmusix.de

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